Was ist die AFS-Methode?

„Die AFS-Methode kann auch in komprimierter Form, in z.B. einer Woche, als Intensivtraining durchgeführt werden. Die Besonderheit ist, dass der Betroffene in einer Woche ohne irgendwelche anderen schulischen Schwerpunkte sich ausschließlich dem Training widmen kann und vor allem intensiv lernt, seine Gedanken besser zu beherrschen, was im Einzelstundentraining sonst wesentlich längere Zeit beansprucht. Diese Trainingsform eignet sich besonders für die Ferienzeit. Weitere Interventionen nach diesem Intensivtraining sind aber unbedingt notwendig, damit die Verbesserungen und der damit verbundene Erfolg anhalten. Keinesfalls darf man davon ausgehen, dass diese eine Trainingswoche alle Probleme aus der Welt schafft. Sie stellt nur einen sehr guten Grundstein für weitere Hilfestellungen dar.“
Dr. Astrid Kopp-Duller (Buch: Der legasthene Mensch)

Der Erste Österreichische Dachverband Legasthenie entwickelte vor 20 Jahren gemeinsam mit dem Dyslexia Research Center und Dr. Astrid Kopp-Duller die AFS-Methode. Die AFS-Methode stellt einen neuen modernen Weg der pädagogischen Förderung bei Schreib-, Lese- oder Rechenproblemen dar und ist international die fortschrittlichste Methode im pädagogischen Bereich, um betroffene Kinder und Jugendliche umfassend zu fördern.

Mit Hilfe der AFS-Methode kann ein individueller, auf das Kind abgestimmter Trainingsplan erstellt werden und es ist auch möglich, eine ständige Kontrolle der Fortschritte durchzuführen. Ziel der pädagogischen Förderung nach der AFS-Methode (A-Aufmerksamkeit, F-Funktion, S-Symptom) ist es, in den folgenden 3 Bereichen eine Verbesserung herbeizuführen und so auch eine umfassende Hilfestellung für die betroffenen Personen zu gewährleisten. Bei der AFS-Methode steht das „Lernen mit allen Sinnen“ im Mittelpunkt:

A steht für Aufmerksamkeit: Legasthene bzw. dyskalkule Menschen haben oft ein Problem damit, die Aufmerksamkeit gezielt auf Buchstaben und Zahlen zu lenken. Diese zeitweise Unaufmerksamkeit tritt aber nur im Zusammenhang mit dem Erlernen der Kulturtechniken auf. Mit der Verbesserung der Aufmerksamkeit bessert sich auch die mit einer zeitweiligen Unaufmerksamkeit beim Schreiben, Lesen und Rechnen einhergehende Unruhe, was eine Voraussetzung für das Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens ist.

F steht für Funktion: Das Funktionieren der Basissinne stellt einen wesentlichen Faktor beim Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens dar. So ist ein gezieltes individuelles pädagogisches Training in der Verbesserung der Sinneswahrnehmungsleistungen (im optischen und akustischen Sinneswahrnehmungsbereich und in der Raumwahrnehmung) für das Erlernen der Kulturtechniken notwendig. Die Funktionen, Sinneswahrnehmungen, auch Teilleistungen genannt, sind bei legasthenen bzw. dyskalkulen Kindern different. Die Kinder haben eine andere Wahrnehmung und sehr schnelle Gedankengänge. Diese Kinder brauchen länger, um sich mit Symbolen auseinanderzusetzen. Forschungsergebnisse haben aufgezeigt, dass Betroffene Wortbilder oder Rechenprozesse „vertiefend erlernen“ müssen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu wissen, welche Sinneswahrnehmungen different sind, da meistens nicht alle Teilbereiche betroffen sind. Werden die „Sinne geschärft“, können betroffene Kinder Informationen „besser speichern“ und sich auch wieder an die Informationen „erinnern“. Mit Hilfe des AFS-Tests kann festgestellt werden, welche Sinneswahrnehmungen beim Kind different sind. So wird, um Verbesserungen zu erzielen, im Rahmen des pädagogischen Trainings ein Teilbereich nach dem anderen trainiert.

S steht für Symptom: Das gezielte pädagogische Training „an der Symptomatik“, also im Schreib-, Lese- oder Rechenbereich, ist unerlässlich. Wichtig ist, dass das „Erlernen und Vertiefen langsam und stetig passiert“ und mit der „Steigerung der Aufmerksamkeit und mit der Schärfung der Sinneswahrnehmungen“ einhergeht. Hier müssen die individuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. So sind das Symptomtraining, das Arbeiten an den Fehlern, und das Üben unerlässlich, um die Kulturtechniken zu erlernen. Das legasthene/dyskalkule Kind begreift am besten durch das „Angreifen“, so sollte das Kind die Möglichkeit erhalten, sich Buchstaben und Wortbilder auch dreidimensional zu merken. Viele Wörter werden zwar auf herkömmliche Art und Weise gespeichert, doch meistens betrifft es einfache Wörter, die betroffene Kinder sich einfach nicht merken können. Hier wird im pädagogischen Training eine dauerhafte Abspeicherung durch die Worterarbeitung gewährleistet. Das Kind benötigt aber ausreichend Zeit und auch viel Lob, damit es motiviert ist.

Die AFS-Methode ist eine umfassende Methode, die eine umfassende pädagogische Förderung möglich macht, da in allen Bereichen, in denen legasthene bzw. dyskalkule Menschen Probleme haben, eine gezielte individuelle Förderung erfolgen kann. Einerseits sind bei der AFS-Methode die Bereiche der Förderung vorgegeben, andererseits gibt es trotzdem eine völlige Offenheit gegenüber anderen bewährten Ansätzen. Das Ziel ist, Menschen mit Schreib-, Lese- oder Rechenproblemen optimale Hilfestellungen zu geben und individuell auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen einzugehen. So kann die AFS-Methode durch eine Vielzahl an anderweitig für legasthene oder dyskalkule Menschen entwickelten und erprobten Methoden angereichert werden. Jeder sinnvolle Ansatz, der zur Verbesserung einer der drei Teilbereiche führt, kann integriert werden. Alle Komponenten können so „ineinanderwirken“ und sich ergänzen, sodass damit eine optimale Förderung garantiert wird.

Legasthenie Dyskalkulie?! Dr. Astrid Kopp-Duller & Dr. Livia R. Pailer-Duller
3. aktualisierte Auflage, Juli 2020